Der Deutsche NaturfilmPreis 2023 geht an »Nashörner« und »Holy Shit«

© DNS / picture alliance / Frank May

Die Deutsche NaturfilmStiftung hat am Samstagabend den Deutschen NaturfilmPreis als wichtigste Auszeichnung für Natur- und Umweltfilme in Deutschland verliehen. Zwölf nominierte Filmproduktionen gingen zuvor im Wettbewerb um den Preis in sieben Kategorien ins Rennen. Die Einzelpreise sind mit insgesamt 26.000 Euro dotiert. Das sind die Preisträger 2023 in den beiden Hauptkategorien:

Bester Film | Wildnis Natur
»Nashörner – Mit Herz und Horn«

Regie: Rosie Koch und Roland Gockel
Produktion: Nona Naturedocx
Dotierung: 10.000 Euro
Jurybegründung: Es braucht mehr als eine gute Kamera, einen guten Schnitt, guten Text und gute Musik, um aus einer guten Geschichte einen Gewinnerfilm zu zaubern. Jedes Team hat seine eigene Handschrift, einen persönlichen Fokus. Und genau das macht den Unterschied. Nur mit Geduld erreicht man Nähe zur Landschaft und den Tieren. Man baut eine Beziehung auf, taucht mit Herz, Augen und Ohren ein und wird am Ende bestenfalls belohnt mit außergewöhnlichen, seltenen oder nie gezeigten Einblicken in das Leben am Drehort. Ehrlicherweise muss man sich auch den Gefahren für Tiere und Land stellen und nicht aus Rücksicht auf die Befindlichkeiten der heimischen Zuschauer die rosarote Brille aufsetzen.  Auch der Finger in der Wunde gehört dazu. Und all dies zeichnet den Siegerfilm aus.

Bester Film | Mensch und Natur
»Holy Shit – Entscheidend ist, was hinten rauskommt«

Regie: Rubén Abruña
Produktion: Thurnfilm
Dotierung 10.000 Euro
Jurybegründung: Wir erleben die Geschichte einer Verwandlung. Wie nämlich aus dem, was wir alle täglich achtlos das Klo runterspülen, etwas Wunderbares, Wertvolles werden kann: Dünger. 86 Minuten dauert es, diese verblüffende Geschichte zu erzählen. Keine Sekunde davon ist langweilig. Die Story führt um den halben Erdball. Jede Station beleuchtet eine neue Facette des Themas. Man ahnt, wieviel Zeit in die Recherche geflossen ist. Wie schmal der Grat war, zwischen dem heiteren Ton, den der Film gefunden hat – und billigen Witzchen, die sich anböten. Aber das allein ist es nicht. Es sind auch die Menschen, denen wir begegnen, die den Film so unfassbar gut machen. Männer und Frauen, die mutig und frei von Konventionen forschen und handeln. Die alle denselben Traum hegen: Menschliche Kacke zurück in den Kreislauf der Natur zu führen. Ihre Begeisterung steckt an.

In der Kategorie »Wildnis Natur« laufen traditionell Naturfilme – von der Tiermonografie bis zum Landschaftsporträt. In der Kategorie »Mensch und Natur« prämiert die Stiftung umweltpolitische Dokumentarfilme. Die Preise des Landes Mecklenburg-Vorpommern für die beiden Hauptkategorien sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert. Weitere Preise gingen an folgende Filme:

Jury-Preis für herausragende Leistungen in der Kategorie »Innovation«
»Kaktus Hotel«

Regie: Yann Sochaczewski
Produktion: Altayfilm
Dotierung: 1.000 Euro
Jurybegründung: Naturinteressierte und -begeisterte und natürlich auch Tierfilmende sind viel draußen und sehen dadurch mit etwas Glück auch viele Tiere. Aber stehen sie lange genug still, damit ein Vogel auf ihnen ein Nest baut? Beobachtet ein Mensch 200 Jahre am Stück, ohne viel durch Bewegungen zu stören? Besonders mitten in einer Wüste? Dafür ist eine Pflanze, von der wir ja eher selten etwas hören, viel besser geeignet. Und warum soll sie uns dann nicht selbst erzählen, was sie in ihrem langen Leben so alles erlebt hat? Der Protagonist des Films ist ein Kaktus in der Sonora-Wüste. Auf die Idee muss man erstmal kommen und dann muss so ein Film auch noch funktionieren. Aber dieser Film hat nicht nur eine innovative Idee, sondern ist auch noch hervorragend umgesetzt. Ein überragendes Intro zieht die Zuschauenden von Anfang an in den Film hinein und lässt sie mit vielen spannenden und oft auch witzigen Tiergeschichten nicht mehr los, die dabei alle von einem Saguaro-Kaktus erzählt werden. Eine ungewöhnliche Idee und eine  hervorragende Leistung der Filmemacher!
 
Jury-Preis für herausragende Leistungen in der Kategorie »Tierverhalten«
»Wildes Argentinien – Gefährliche Küste«

Regie: Christian Baumeister, Moritz Mayerle
Produktion: Light & Shadow
Dotierung: 1.000 Euro
Jurybegründung: Es ist eine große Herausforderung, natürliches Tierverhalten zu filmen. Sobald der Mensch erscheint, ändert sich bei vielen Tieren – aufgrund schlechter oder auch guter Erfahrung – das Verhalten. Sie reagieren auf uns und wir denken, das sei ihr natürliches Verhalten. Die hohe Kunst besteht darin, sich soweit zurückzunehmen und trotzdem nah dran zu sein, um die Protagonisten vergessen zu lassen, dass ein Mensch in der Nähe ist. Besonders schwierig sind zum einen unscheinbare oder unpopuläre Arten oder aber die populären Everybodies-Darlings. Beide haben eins gemeinsam: die Gefahr des gelangweilten Zuschauers! Der Gewinner der Kategorie Tierverhalten hat es geschafft! Die Waage zwischen Gelassenheit und Aufregung, zwischen Gefahr und sanften Momenten. Bekannte Geschichten mit neuem Ausgang, neue Geschichten, die einen staunen lassen. Kamera, Schnitt, Text und Musik auf höchstem Niveau!
 
Jury-Preis für herausragende Leistungen in der Kategorie »Naturschutz«
»Wildwechsel – Tiere auf Achse«

Regie: Herbert Ostwald 
Produktion: Längengrad Filmproduktion
Dotierung: 1.000 Euro
Jurybegründung: Der Film entführt uns nicht in fremde Länder und doch in eine weithin unbekannte Welt direkt vor unserer Haustür. Empathisch und schockierend zugleich zeigt der Film die pure Not von Wildtieren. Und die Gefahr für Autofahrer. Der Verlockung, spektakuläre Bilder von schweren Unfällen zu zeigen, widersteht der Film. Denn die Nerven werden angesichts der gezeigten Bilder von Straßen kreuzenden Damhirschen zur Genüge strapaziert und lassen keine Zweifel an der Brisanz der Problematik aufkommen. Alles unterlegt mit subtiler Musik, die „da“ ist und Stimmung trägt, ohne sich aufzudrängen. Zum Preisträger wird der Film jedoch wegen seiner guten Recherche und stimmigen Erzählung. Ein unterschätztes Thema wird umfassend aufgearbeitet und durchleuchtet. So dass selbst themenkundige noch Neues sehen werden. Der Film lässt niemanden ratlos zurück, weil er die Lösungen präsentiert. Auch dort, wo sie einmal nicht funktionieren. Und so ist die Geschichte dieses Films die Geschichte der guten machbaren Lösungen, die Lust machen, mehr über sie zu erfahren.
 
Preis der Kinder- und Jugendjury
»Unsere Meere – Naturwunder Nordsee«

Regie: Thomas Behrens
Produktion: Doclights GmbH | NDR Naturfilm
Dotierung: 1.000 Euro
 
Publikumswahl
»Holy Shit – Entscheidend ist, was hinten rauskommt«

Regie: Rubén Abruña
Produktion: Thurnfilm
Dotierung 2.000 Euro

Die Filme in den beiden Hauptkategorien sowie die Jurypreise für herausragende Leistungen wurden von einer Preisjury aus zwölf für den Wettbewerb des Deutschen NaturfilmPreises 2023 nominieren Filmen ausgewählt. Sie besteht in diesem Jahr aus den folgenden berufenen Filmschaffenden und Expertinnen und Experten:

Oliver Goetzl | Tierfilmer
Almut Hauschild | Produzentin für Naturdokumentationen
Christoph Heinrich | Geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland
Gamander Lopez | Tierfilmer und Fotograf
Anke Sparmann | Wissenschaftsjournalistin
 
Die Deutsche NaturfilmStiftung verleiht den Deutschen NaturfilmPreis bereits seit 2008 im Rahmen des Darßer NaturfilmFestivals, welches in diesem Jahr vom 3. bis 8. Oktober 2023 auf Fischland-Darß-Zingst stattfand. Die Ehrung für Filmschaffende hat das Ziel, das Genre Naturfilm für Machende, Sender, das Publikum, aber auch für Naturschutz und Politik zugänglicher zu machen. Denn es ist ein Verdienst der Naturfilmenden, bedrohte Tierarten und Naturräume in die Wohnzimmer der Menschen zu bringen und Interesse für sie zu wecken – denn nur was der Mensch kennt und schätzt, wird er auch schützen wollen. Tier- und Naturfilme tragen deshalb erheblich zu einem effektiven Naturschutz bei. Aus diesem Grund will die Deutsche NaturfilmStiftung Filmschaffende würdigen und ihnen Rückhalt für ihre oft schwierige und mit erheblichem Aufwand verbundene Arbeit bieten. Zusätzlich geht es der NaturfilmStiftung darum, die Qualität von Naturfilmen zu fördern, die sowohl mit Schönheit begeistern als auch Wissen vermitteln und Zusammenhänge erklären sollen.

 

Pressefotos zu den Preisträgern finden Sie auf: www.deutscher-naturfilm.de/presse. Weitere Informationen zum Deutschen NaturfilmPreis erhalten Sie über www.deutscher-naturfilm.de.

Pressekontakt: 
Deutsche NaturfilmStiftung gGmbH
Bliesenrader Weg 2, 18375 Wieck a. Darß
Anika Rennspieß
Leitung der Programmsektionen & Festivalorganisation
038233 7038 – 17
a.rennspiess@deutscher-naturfilm.de

 

Pressemitteilung als PDF downloaden

 

 

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